Nach drei Jahren lud die Bläserphilharmonie Wertingen am Ostersonntag wieder zu ihrem Galakonzert in die Stadthalle ein – mit einer besonderen Überraschung in petto. Die Vorfreude darauf war groß, nicht nur beim Publikum
Es war das erste Mal seit 2019, dass die Bläserphilharmonie der Stadtkapelle Wertingen am vergangenen Ostersonntag wieder ihr traditionelles Osterkonzert gab. Die Zuhörer strömten am Abend in die Stadthalle und freuten sich sichtlich auf das erste Konzert des Orchesters in großer Besetzung nach längerer Corona-Pause.
Diese Freude war auch den Musikern anzusehen, als sie die Bühne für das erste Stück betraten. Gleich zu Beginn gaben sie mit “El Camino Real” eine fulminante Latin Fantasy zum Besten, für die sich der Komponist Alfred Reed von den traditionellen spanischen Tänzen Jota und Fandango hat inspirieren lassen. Pompös strahlten die Blechbläser mit ihrem Klang bei diesem energiegeladenen ersten Stück, die Holzbläser beeindruckten mit ihren virtuosen Läufen.
Ganz besonders war dem neuen Dirigenten Germán Moreno López die Freude anzusehen. Der Spanier leitet die Bläserphilharmonie zwar schon seit 2019, durfte jedoch erst jetzt nach langem Warten sein erstes Osterkonzert in Wertingen dirigieren.
Als Hubertus von Zastrow, der neu gewählte Präsident der Stadtkapelle, nach dem ersten Stück die Bühne betrat, um das Publikum zu begrüßen, brachte auch er seine Freude über das Konzert zum Ausdruck: “Habe ich Ihnen zu viel versprochen?”, bemerkte er lächelnd.
Es folgte eine musikalische Darbietung in kleinerer Besetzung: Das effektvolle “Spiel für Blasorchester” von Ernst Toch klang ebenso energetisch wie “El Camino Real”, doch auf neue, überraschende Weise.
Vor der Pause wurde es wieder spanisch, als die gesamte Bläserphilharmonie die Melodien des Balletts “El Sombrero de Tres Picos” (zu deutsch: “Der Dreispitz”) von dem Andalusier Manuel de Falla darbot. Die Zuhörer wippten mit, als Dirigent Germán Moreno López und das Orchester die spanischen Rhythmen der Tänze Seguidillas, Farruca und Jota auf der Bühne erklingen ließen. “Es ist”, so beschrieb es eine Zuhöherin in der Pause, “als würde die Musik, die Emotion, aus dem Taktstock des Dirigenten ins Orchester und von dort direkt ins Publikum fließen.” Das könne man nicht nur hören, sondern auch sehen.
Viele Solisten zeigten an diesem Abend ihr Können, darunter Gabriele Mordstein an der Oboe und am Englischhorn: Energiegeladen, berührend und dann wieder virtuos beeindruckte sie das Publikum in allen Stücken des Programms mit einem Solo.
Elben, Orks und Hobbits in der Stadthalle
Nach der Pause bot sich etwas Besonderes: Für die Sinfonie “Der Herr der Ringe”, einer musikalischen Verarbeitung der gleichnamigen Roman-Trilogie von J. R. R. Tolkien, betrat Otto Killensberger als Erzähler die Bühne. In einem Zusammenspiel aus erzählendem Text und Orchestermusik reisten die Musiker und das Publikum dabei gemeinsam durch die Fantasiewelt Tolkiens. Anna-Maria Hof, Fagottistin im Orchester, hatte die Erzählung geschrieben, welche die Zuhörer zusammen mit der Musik in die Welt von Elben, Orks und Hobbits entführte. In einer beeindruckenden Solo-Passage glänzte dabei Eva Sing am Sopran-Saxofon.
Am Ende wurden Germán Moreno López, Konzertmeisterin Sabrina Steinle, die Solisten des Abends und das gesamte Orchester mit anhaltendem Applaus und Standing Ovations belohnt. Die Vizepräsidentin der Stadtkapelle und Klarinettistin im Orchester, Anna-Lena Neukirchner, dankte allen Beteiligten herzlich für ihre Arbeit bei der Vorbereitung des Konzerts. Trotz erschwerter Probebedingungen durch die Pandemie sei ein wunderschöner Abend auf die Beine gestellt worden.
Christian Hof zum Ehrenpräsident ernannt
Zum Abschluss überraschte die Vizepräsidentin den vormaligen Präsidenten der Stadtkapelle, Christian Hof, als sie ihn auf die Bühne bat. Hof hatte sich jahrelang tatkräftig als Vizepräsident und später als Präsident der Stadtkapelle Wertingen engagiert. Auch weiterhin bleibt er dem Verein im Führungsteam erhalten, kümmert sich um Licht, Ton und Fotografie bei den Konzerten und verwaltet die Mitgliederdaten. “Was du in der Vergangenheit schon alles für die Stadtkapelle gemacht hast”, sagte Anna-Lena Neukirchner, “macht mich sprachlos”. Aus diesem Grund wurde Hof auf der Bühne die Ehrenurkunde des ASM für 15-jährige Tätigkeit als Vorsitzender verliehen. Für sein außerordentliches Engagement ernannte ihn der neue Präsident Hubertus von Zastrow ebenfalls mit einer Urkunde zum Ehrenpräsidenten der Stadtkapelle. “Ich bin sprachlos”, sagte Hof sichtlich gerührt vor den applaudierenden Zuhörern und Musikern.
Bevor die Bläserphilharmonie dem Wunsch des Publikums nach einer Zugabe nachkam, bedankte sich Anna-Lena Neukirchner abschließend im Namen des Orchesters bei den Besuchern des Osterkonzerts: “Vielen Dank an Sie für’s Kommen und den grandiosen Applaus. Es tut wirklich sehr gut, endlich wieder vor großem Publikum spielen zu dürfen”.
Mit einem musikalischen Feuerwerk als Zugabe endete das diesjährige Osterkonzert, bevor die Bläserphilharmonie ihr Publikum in den restlichen Abend entließ.
Wertingens Music Story im Juli
Nach diesem Comeback des Orchesters ist die Vorfreude auf das nächste Projekt der Stadtkapelle schon jetzt groß: Mit “Wertingens Music Story” wird die Bläserphilharmonie im Juli zusammen mit allen weiteren Orchestern der Stadtkapelle und im Verbund mit anderen Vereinen und Schulen aus Wertingen und Umgebung die Geschichte der Stadt auf einzigartige Weise erzählen: Bei zwei Veranstaltungen, einer im Festspielhaus Füssen am 17. Juli und einer weiteren in der Stadthalle Wertingen am 23. Juli, begeben sich die Künstler zusammen mit ihren Zuhörern auf eine Zeitreise durch 900 Jahre Stadtgeschichte. Wer dieses einzigartige Bühnenereignis nicht verpassen möchte, ist herzlich eingeladen, im Juli in Füssen oder in Wertingen mit dabei zu sein. Tickets sind erhätlich auf der Webseite der Stadtkapelle.
Veranstaltung
“Wertingens Music Story – 900 Jahre Emotionen”: am 17. Juli 2022 um 16 Uhr im Festspielhaus Füssen; am 23. Juli 2022 um 19 Uhr in der Stadthalle Wertingen; Tickets unter www.stakawertingen.de, bei Gerblinger am Marktplatz oder im Büro der Musikschule.