Germán Moreno López entzündet beim Candlelight-Konzert der Bläserphilharmonie ein musikalisches Feuerwerk
„Wenn einmal der Funke übergesprungen ist, steht schnell das ganze Haus in Flammen“ – mit diesen und anderen Gedanken rund um das Kernthema „Feuer und Flamme“ der Wertinger Nacht begleiteten Claudia Hambach und Anton Stegmair das alljährliche Candlelight-Konzert der Bläserphilharmonie. Dabei konnten die beiden im Vorfeld noch nicht ahnen, wie treffend sich ihre Überlegungen auch musikalisch gesehen erweisen sollten. Vor Enthusiasmus und Leidenschaft sprühend, gelang es dem neuen Dirigenten der Bläserphilharmonie, Germán Moreno López, bei Musikern und Konzertbesuchern gleichermaßen Begeisterung für die dargebrachte Musik zu wecken. Beim Blick in die Runde fiel auf, dass die geschickt ausgewählten Stücke die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle spiegelten: Mit dem Satz „Paradiso“ aus der Suite „The divine comedy“ von Robert Smith tauchten die Musiker sogleich musikalisch in den Ort ein, für den die meisten Menschen ein klares Bild voller Glück, Harmonie und erfüllbarer Wünsche in sich tragen. In den Stücken „Amen“ von Rolf Rudin“ und „O Magnum Mysterium“ von Morten Lauridsen, das die Anbetung des göttlichen Wunders der Geburt Christi zum Thema hat, fand dieses Bild seine religiöse Entsprechung. Immer wieder standen dabei Holzbläser und Blechbläser vor der großen Herausforderung, die Temperaturschwankungen in der Wertinger Stadtpfarrkirche so zu meistern, dass ein einheitlicher Klangkörper entsteht. Konzertmeisterin Heike Mayr-Hof wusste dieser Herausforderung mit Bravour zu begegnen, sodass sich die Klangerlebnisse in ihrer vollen Kraft entfalten konnten. Mit der Auswahl des Stücks „Noah’s Ark“ erweiterte der erst 30-jährige neue Dirigent das Gefühlsspektrum bei den Besuchern erneut: Nun gesellten sich Angst und Hoffnung gleichermaßen dazu, die von Erik Döhler an der Solo-Trompete zum Greifen nahe und spannungsgeladen musikalisch interpretiert wurden. Der Einsatz einer Windmaschine ließ dabei das Szenario der hin- und hergerissenen Arche im Sturm real wirken. Bei einem Konzerterlebnis dieser Art dürfen natürlich auch ganz große Meister nicht außen vor gelassen werden. Germán Moreno López griff dabei in die Klassikerkiste und verwöhnte die Zuhörer mit Melodien zum Dahinschmelzen wie Johann Sebastian Bachs weltbekanntes „Jesus bleibet meine Freude“ oder Richard Wagners „Elsas Prozession zur Kathedrale“ aus der Oper Lohengrin. Die widersprüchlichen Gefühle, die Elsa auf dem Weg zur ihrer Trauung ins Münster durchmacht, wurden dabei von Dr. Frieder Brändle an der Flöte klangvoll und differenziert dargestellt. Kein Wunder also, dass aus dem anfänglichen Funke schnell ein regelrechtes Feuerwerk der Gefühle in der Wertinger Stadtpfarrkirche abbrannte. Dass ein solches Feuer auch in unseren Herzen wohnen und dazu genutzt werden kann, Gutes zu tun, gaben Claudia Hambach und Anton Stegmair ebenfalls zu bedenken und verliehen damit ihren Gedanken noch eine aktuelle sozialkritische Note. Dass sowohl das Konzertprogramm als auch die begleitenden Texte im Publikum großen Zuspruch fanden, bewies ein Blick in die Runde der im Anschluss an die traditionelle Zugabe „Candle in the wind“ aus der Kirche strömenden Besucher: Ein zufriedenes Lächeln begleitete viele in die Wertinger Nacht.