Landrat-Anton-Rauch-Platz 3, 86637 Wertingen

Bläserphilharmonie tischt mächtiges Konzert auf

Galakonzert am Ostersonntag

Wer die Bläserphilharmonie Wertingen kennt und ihre Konzerte besucht, weiß, dass die Konzertprogramme nicht nur leichte Unterhaltung zu bieten haben. Wenn man das Programm mit einem Menü vergleicht, dann gab es beim diesjährigen Osterkonzert keine Vorspeise und auch keinen Zwischengang.

Tobias Schmid tischte vier mächtige Hauptspeisen mit sehr unterschiedlichen Stilrichtungen auf. Auch Manfred-Andreas Lipp war es früher, genauso wie Tobias Schmid seit einigen Jahren, immer ein Anliegen, neue Klangwelten auszuprobieren und ungewohntes, ja vielleicht sogar revolutionäres Terrain zu beschreiten. Da waren stets Uraufführungen von Originalkompositionen oder Symphonien von Paul Hindemith oder Berthold Hummel dabei. So waren beim diesjährigen Galakonzert am Ostersonntag ausschließlich zeitgenössische Werke von vier Komponisten zu hören, von denen drei noch leben und zu den anerkanntesten Künstlern des 21. Jahrhunderts gehören.

Eröffnet wurde das Konzert mit „Dance movements“ von Philipp Sparke (*1951). Der Engländer hat ein Werk geschaffen, welches für jeden begeisterten Musiker im Bereich der symphonischen Blasmusik einen enormen Ansporn darstellt. Entspricht es auf der einen Seite den bekannten Hörgewohnheiten und bietet auf der anderen Seite eine Art sportliche Herausforderung, was den technischen Anspruch und den geballten Orchestersound anbelangt. Egal ob der wendige Holzbläsersatz, die gut ausbalancierten Blechbläser oder die pulsierenden Schlagzeuger der Bläserphilharmonie, alle trugen ihre ganz eigenen Talente zum grandiosen Gelingen der Aufführung bei.
Die wohl modernste Tonsprache des Abends sprach das Werk „Mystikum 1 und 2“ von Hubert Hoche. Der 1966 geborene Komponist war persönlich anwesend und gab vor der Aufführung eine kleine Einführung zur Entstehungsgeschichte und den Beweggründen für sein Werk. In Wertingen kamen schließlich nur zwei Sätze aus dem ganzen, siebenteiligen Zyklus „Mystika“ zu Aufführung. Thema seiner Komposition ist die Entwicklung des Menschen von seiner Zeugung bis zum Stadium wenn sich die Seele vom Körper trennt. Er ließ sich dabei von einem Videokünstler aus der Schweiz inspirieren und lebte beim Komponieren seine Affinität zur düsteren Gedankenwelt voll aus. Beim Publikum hat das Werk seine Wirkung nicht verfehlt, war aber mit seiner kurzen Dauer eine äußerst interessante Erfahrung für alle Beteiligten und eine „Lehrstunde an musikalischer Bildung“, wie Tobias Schmid in seiner Ansprache meinte.
Vor einer Woche erst gelang den Wertingern ein toller Erfolg beim Wettbewerb „Flicorno D’oro“ in Riva. Sie gingen als Sieger in der höchsten Wertungskategorie „Eccelenza“ hervor. Für dieses Ereignis musste die Bläserphilharmonie als Plichtstück „Pictures from Zagorje“ von Davor Bobic (*1968) einstudieren. Beim Osterkonzert stand es als eines von zwei Werken von Komponisten aus der östlichen Klangtradition neben der Symphonie „Save the Sea“ von Frigyes Hidas (1928-2007) auf dem Programm.

Für die Bläserphilharmonie stellt dieses Konzert den dritten Höhepunkt in Folge im noch jungen Jahr 2018 dar. Im Januar nahm das Orchester als einziges Laienblasorchester am „Internationalen Blasmusikkongress“ in Ulm teil, dann acht Wochen später folgte die Teilnahme beim großen Wettbewerb in Riva und am Ostersonntag saßen die 60 Musikerinnen und Musiker in der Wertinger Stadthalle, um ihr traditionelles Galakonzert vor heimischem Publikum zu bestreiten. Ein enormes Pensum für alle Beteiligten. Dies ist nur zu schaffen, wenn sich flexible Musiker, die Ihre Freizeit auf ihre Begeisterung für musikalische Herausforderungen, auf das Gemeinschaftsgefühl und die Befriedigung durch Erreichen gesteckter Ziele, zusammentun. Davon scheinen sich in dem Wertinger Höchststufenblasorchester jede Menge zu engagieren, wäre doch sonst so ein Arbeitspensum unmöglich. Aber genau das ist auch der Grund, warum viele Musiker außerhalb des Wertinger Einzugsgebiets weite Wege in Kauf nehmen, um hier mitzuwirken, denn derartiges Niveau ist nur noch durch Auswahlorchester zu toppen. Nicht zu vergessen ist dabei der wichtige Faktor der konsequenten und zielgerichteten Förderung des musikalischen Nachwuchses durch die Stadtkapelle und die Musikschule in Form eines Vor- und eines Jugendorchesters sowie einer neu installierten Bläserklasse in Kooperation mit der Grundschule. Dies ist und bleibt die Basis und die Grundlage für den Fortbestand jedes Orchesters.

Mit zwei Zugaben aus der „Jazz Suite“ von Dimitri Schostakovich ging ein anspruchsvoller und erlebnisreicher Konzertabend zu Ende.


Das nächste Konzert der Bläserphilharmonie wird in Zusammenarbeit mit dem Jugendorchester am 01. Juli um 11 Uhr im Pausenhof der Grundschule stattfinden. Vorher steht das Frühlingskonzert des Vor- und Jugendorchesters am 28. April auf dem Programm des Stadtkapellenkalenders.